Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach HIV-Exposition

Erscheinungsjahr (Stand): 2021

Klassifikation: s2k

Registernummer: 055-004

Federführende Fachgesellschaft(en):
Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (DAIG)

Weitere beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen: 9

Bewertung durch leitlinienwatch.de

28.08.22


Pkt.

Bewertungskriterium

2

Transparenz

Die Interessenkonflikte der Autoren werden in einem separaten Dokument detailliert dargestellt. Sie werden von drei Mitgliedern der Arbeitsgruppe bewertet. Um wen es sich handelt, wird nicht dargestellt (Leitlinienreport S.4/5). Die Bewertungsergebnisse werden am rechten Rand des separaten Dokuments "Angaben zu Interessenkonflikten" dokumentiert.

0

Zusammensetzung der Leitlinien-Gruppe

26 von 35 Autoren geben finanzielle Verbindungen mit verschiedenen pharmazeutischen Unternehmern (pU) an, darunter Beraterverträge. Allein 19 Beteiligte unterhalten Beraterverträge oder sonstige Formen der Zusammenarbeit mit der Firma Gilead, die für ihre Hochpreispolitik bei antiretroviralen Medikamenten kritisiert wird (https://www.wido.de/news-presse/archiv-alt/detail/news/hiv-therapie-pharmaanbieter-gilead-haelt-die-preise-hoch/).

2

Unabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden AutorenUnabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden Autoren

Zur Koordination der Leitlinie gibt es widersprüchliche Angaben: Während auf der Website der AWMF ein Koordinator ohne Interessenkonflikte angegeben ist, heißt es im Leitlinienreport: "Die Koordination der Leitlinie erfolgte in Kooperation zweier Kollegen, von denen einer keine Interessenskonflikte, der andere nach obigen Kriterien „geringe“ Interessenskonflikte hatte." Wer dieser zweite Autor ist, bleibt unklar (LL-Report, S.5).

0

Enthaltung bei Abstimmungen

Von den drei Mitgliedern der Arbeitsgruppe werden alle Interessenkonflikte als gering bewertet, darunter auch Beraterverträge mit pU bei 7 Autoren. Als Gründe werden u.a. aufgeführt, dass die Gruppe einen protektiven Faktor darstelle, nur wenige Studien zum Thema vorliegen und sich aus den Empfehlungen der LL vernachlässigbare Umsätze der pU ergeben (LL-Report, S.4). Alle Autoren beteiligen sich an den Abstimmungen, Enthaltungen sind nicht vorgesehen oder dokumentiert.

0

Externe Beratung der Leitlinie

Eine externe Begutachtung fand nicht statt (LL-Report, S.4).

1

Bonuspunkte für weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Interessenkonflikten

Ein Bonuspunkt kann dafür vergeben werden, dass die Arbeitsgruppe multidisziplinär besetzt war und Angehörige von Patientenorganisationen beteiligt wurden (LL-Report S. 2).


Erläuterungen zu den Bewertungskriterien

Gesamtpunktzahl

5

Gut! (11-18)

Achtung! (6-10)

Reformbedarf! (0-5)

Kommentar

Der Umgang mit Interessenkonflikten hat sich bei der Aktualisierung der Leitlinie im Vergleich zur Vorversion leider verschlechtert, u.a. weil keine externe Beratung stattfand. Vor allem aber sind weiterhin zu viele Autoren mit Interessenkonflikten an der Leitlinie beteiligt. Darunter sind auch Autoren mit Beraterverträgen bei Arzneimittelherstellern, die als schwere Interessenkonflikte bewertet werden müssen. Diese Personen sollten von Abstimmungen ausgeschlossen werden. Eine Leitlinie, die mehrheitlich von Autoren verfasst wird, die finanzielle Beziehungen zu den Herstellern der zu bewertenden Produkte unterhalten, ist 2021 nicht mehr akzeptabel. Das gilt unabhängig davon, ob die Empfehlungen der Leitlinie inhaltlich korrekt und alternativlos sind, da die Unabhängigkeit der LL als Qualitätskriterium essenziell ist. Wir schlagen erneut vor, dies bei der nächsten Aktualisierung der Leitlinie zu beachten, ebenso wie die anderen Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten der AWMF (https://www.awmf.org/medizin-versorgung/stellungnahmen/umgang-mit-interessenkonflikten.html).

Hinweis: Die Bewertung wurde sorgfältig auf der Grundlage der publizierten Leitlinie vorgenommen. Wenn Sie einen Fehler bemerken, können Sie uns unter info@leitlinienwatch.de kontaktieren.