Nachruf auf Gisela Schott

(07.12.2023)

 

Gisela Schott
Bildrechte: Der Arzneimittelbrief
 
Wir sind unendlich traurig, uns von Gisela Schott verabschieden zu müssen, unserer langjährigen Wegbegleiterin bei Mezis und LeitlinienWatch. Sie starb im Alter von 59 Jahren unerwartet nach kurzer Krankheit.

Gisela durchlief ihre Weiterbildung zur Internistin an mehreren Berliner Kliniken, arbeitete ab 2000 beim Kinder- und Jugendgesundheitssurvey am Robert-Koch-Institut und studierte gleichzeitig Public Health an der Technischen Universität Berlin. Seit 2004 war sie Referentin der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Sie verfasste zahlreiche Stellungnahmen der AkdÄ zu Arzneimitteln, war an der Erstellung von Leitlinien beteiligt und publizierte in internationalen Fachzeitschriften, vor allem zur ärztlichen Unabhängigkeit von der Arzneimittelindustrie und zur Regulierung von Interessenkonflikten. Sie betreute den Fachausschuss für Transparenz und Unabhängigkeit der AkdÄ und war Autorin beim Arzneimittelbrief. In Teilzeit arbeitete sie seit 2013 zudem als Internistin in der Rettungsstelle der Vivantes Klinikums Neukölln, später im Klinikum Emil von Behring in Berlin Zehlendorf.

Zu Mezis stieß Gisela bereits 2014. Als unsere Initiative LeitlinienWatch 2015 in gemeinsamer Trägerschaft von Mezis, NeurologyFirst und Transparency Deutschland gegründet wurde, war sie von Anfang an dabei, wurde zur treibenden Kraft und verlässlichen Bewerterin. Leitlinienwatch analysiert die Unabhängigkeit medizinischer Leitlinien vom Einfluss der Industrie. Die Bewertung verlangt Sorgfalt und Fairness, um stichhaltige Kritik an der Verflechtung von Ärzten mit der Industrie zu belegen und in Reformbereitschaft zu überführen.

Seit Mai 2023 war Gisela hauptamtliche Projektleiterin von LeitlinienWatch und hat in der kurzen Zeit viel Gutes bewegt. Neben ihren vielen Bewertungen hat sie Artikel zum Thema Interessenkonflikte recherchiert, mit Leitliniengruppen auf ihre diplomatische Art kommuniziert, Bewertungsstandards formuliert und die Vernetzung mit anderen Aktiven vorangebracht. Im Einsatz für eine unabhängige Medizin verband sie Ausdauer, langjährige Erfahrung und Kompetenz, kluge Analyse und Klarheit in der Sache mit einem warmen, verbindlichen Ton. Im Einsatz für eine Patienten-orientierte Medizin hat es gutgetan, Gisela mit ihrer Beständigkeit und ihrem Humor an unserer Seite zu wissen. Unsere Arbeit für Mezis und Leitlinienwatch geht weiter, aber Gisela fehlt schmerzlich.