Therapie des Typ-1-Diabetes

Erscheinungsjahr (Stand): 2023

Klassifikation: s3

Registernummer: 057-013

Federführende Fachgesellschaft(en):
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

Weitere beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen: 7

Bewertung durch leitlinienwatch.de

14.07.24


Pkt.

Bewertungskriterium

3

Transparenz

Interessenkonflikte der Leitliniengruppe werden detailliert inklusive ihrer Einstufung und Konsequenz tabellarisch aufgelistet (Leitlinienreport, S. 59-67). Einige wenige Einstufungen sind dabei allerdings nicht verständlich, so z.B. die Angabe "Betroffene Themen: kein Thema, Relevanz: hoch, Konsequenz: Ausschluss von Beratung." Auch die Aussage "noch nicht bewertet" sollte in einem endgültigen Leitliniendokument nicht auftauchen. Die Bewertung der Interessenkonflikte erfolgte durch zwei Mitglieder der Leitlinienkommission, die keine finanziellen Interessenkonflikte angaben, sowie die Vertreterin der AWMF.

0

Zusammensetzung der Leitlinien-Gruppe

Von 20 Mitgliedern der Leitliniengruppe gaben zwölf finanzielle Interessenkonflikte an. Dies stellt keine Verbesserung gegenüber der vorherigen Leitlinienversion von 2018 dar.

0

Unabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden AutorenUnabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden Autoren

Der Leitlinienkoordinator gab selbst moderate Interessenkonflikte an. Die von ihm angebotene Benennung eines weiteren Koordinators ohne IK sei von der Leitliniengruppe nach Abstimmung nicht für notwendig gehalten worden. Der Koordinator enthielt sich bei der Konsensuskonferenz bei allen Abstimmungen. (Leitlinienreport S. 9)

2

Enthaltung bei Abstimmungen

Vorgesehene Konsequenzen aus der Bewertung von Interessenkonflikten sind dokumentiert. Mitglieder mit moderaten Interessenkonflikten sollen sich bei entsprechendem thematischen Bezug bei Abstimmungen enthalten haben. Bei einem Mitglied der Leitliniengruppe lautet die dokumentierte Konsequenz "ggf. Enthaltung" - eine wenig bindende Formulierung. "Abstimmungsergebnisse einschließlich Anzahl der nicht abstimmenden Mitglieder" seien protokolliert worden (Leitlinienreport S. 8), finden sich jedoch wie schon in der Vorversion der Leitlinie nicht im Leitlinienreport oder Leitliniendokument wieder, sodass sich nicht nachvollziehen lässt, ob ("ggf.") vorgesehene Stimmenthaltungen auch tatsächlich zur Enthaltung führten. Die volle Punktzahl können wir bei diesem Kriterium ohnehin nicht vergeben, da sich Mitglieder mit sog. "geringen Interessenkonflikten" nicht enthalten mussten.

2

Externe Beratung der Leitlinie

Eine externe Begutachtung erfolgte laut Leitlinienreport durch die Vorstände der herausgebenden Fachgesellschaften sowie in einer öffentlichen Konsultationsphase durch die Mitglieder der Deutschen Diabetes Gesellschaft (Leitlinienreport S. 9). Der Umgang mit eingegangenen Vorschlägen ist nicht im Detail dokumentiert, sie seien "sofern möglich und sinnvoll" berücksichtigt worden.

2

Bonuspunkte für weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Interessenkonflikten

Wir vergeben zwei Bonuspunkte für die pluralistische Zusammensetzung der Leitliniengruppe einschl. Beteiligung einer Patientenvertreterin sowie die systematische und gut dokumentierte Literaturrecherche mit Evidenzbewertung nach den GRADE-Kriterien.


Erläuterungen zu den Bewertungskriterien

Gesamtpunktzahl

9

Gut! (11-18)

Achtung! (6-10)

Reformbedarf! (0-5)

Kommentar

Lobenswert sind bei dieser Leitlinie insbesondere die umfassende Literaturrecherche und Evidenzbewertung.
Die Kritikpunkte sind die gleichen wie bei der Vorgängerversion von 2018. Die dokumentierten Konsequenzen von Interessenkonflikten sind teils unstimmig, die endgültigen Abstimmungsergebnisse bzw. dokumentierte Enthaltungen nicht zugänglich. Hier wären Verbesserungen sehr einfach zu erreichen, ebenso indem man die externe Kommentierung des Leitlinienentwurfs tatsächlich der Öffentlichkeit statt nur begrenzten Gruppen ermöglicht.
Zudem gibt nach wie vor ein Großteil der Leitliniengruppe finanzielle Interessenkonflikte an. Es ist erstaunlich, dass das Angebot, einen Koordinator ohne Interessenkonflikte zu benennen, von der Leitliniengruppe nicht ergriffen wurde. Empfehlungen wie die des Guidelines International Network (https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M14-1885) oder des Institute of Medicine (https://nap.nationalacademies.org/read/13058/chapter/6) raten Leitlinienautor*innen schon lange, bestehende finanzielle Verbindungen zur pharmazeutischen Industrie zu lösen. Auf Gruppenebene empfehlen wir, Autor*innen ohne Interessenkonflikte zur fördern bzw. zur Mitarbeit einzuladen und insbesondere auch für die Leitungspositionen heranzuziehen.

Hinweis: Die Bewertung wurde sorgfältig auf der Grundlage der publizierten Leitlinie vorgenommen. Wenn Sie einen Fehler bemerken, können Sie uns unter info@leitlinienwatch.de kontaktieren.