Hausärztliche Leitlinie: Multimedikation

Erscheinungsjahr (Stand): 2021

Klassifikation: s3

Registernummer: 053-043

Federführende Fachgesellschaft(en):
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Weitere beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen: 14

Bewertung durch leitlinienwatch.de

06.12.21


Pkt.

Bewertungskriterium

3

Transparenz

Leitlinienreport ab S. 135. Die Bewertungsergebnisse finden sich in den IK-Erklärungen ab S.136 jeweils am rechten Rand. Alle angegebenen Interessenkonflikte einschließlich der Verbindungen zur Arzneimittelindustrie werden für den Inhalt der Leitlinie als nicht relevant bewertet. Für ein Mitglied der LL-Entwicklergruppe liegt keine Interessenkonflikterklärung vor.

1

Zusammensetzung der Leitlinien-Gruppe

Die Leitliniengruppe umfasst neben der Konsensusgruppe (n=16) eine Entwicklergruppe (15 Beteiligte, davon 3, die bereits in der Konsensusgruppe vertreten sind und eine mit rein moderierender Funktion) sowie 4 Beteiligte, die Beiträge zu einzelnen Abschnitten geliefert haben (LL-Report, S.1 und 2). Diese 31 werden hier bewertet, da sie sehr wahrscheinlich inhaltlich zur LL beigetragen haben (der Leitlinienreport ist hier allerdings nicht ganz eindeutig). Beteiligte mit reiner Moderationsfunktion werden nicht bewertet. 19 dieser 31 geben an, keine finanziellen IK zu haben.

3

Unabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden AutorenUnabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden Autoren

Als federführend wird hier die sogenannte Leitlinienentwicklergruppe gewertet abzüglich einer Beteiligten mit rein moderierender Funktion. Von diesen 14 gibt nur einer Interessenkonflikte an, von einem nicht-ärztlichen Mitarbeiter der DEGAM liegen keine Angaben vor. Trotz dieser Abweichungen vergeben wir 3 Punkte für die weitgehend unabhängige Führungsgruppe.

2

Enthaltung bei Abstimmungen

Auf S.135 des LL-Reports wird begründet, warum sich aus Sicht der Leitlinienkoordinatoren keine Notwendigkeit zu Enthaltungen ergibt: "...es ergaben sich keine Konsequenzen für die Leitlinie und die Konsensuskonferenz. Als geringe
direkte Interessenkonflikte wurden Vorträge von Firmen oder honorierte Autorenschaft gewertet. Als moderate direkte Interessenkonflikte wurden Tätigkeiten in einem wissenschaftlichen Beirat/Gutachtertätigkeit eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft mit thematischem Bezug gewertet sowie die Durchführung von Studien, die von diesen Unternehmen finanziert werden. Als hohe Interessenkonflikte wurden Patente oder Eigentümerinteressen
gewertet." In diesem Kriterium vergeben wir 3 Punkte nur dann, wenn alle Beteiligten mit IK sich nachweisbar von thematisch bezogenen Abstimmungen enthalten oder wenn alle Autoren frei von Interessenkonflikten sind und damit eine Enthaltungsregel tatsächlich hinfällig wird. Die hier angegebenen finanziellen IK haben keinen unmittelbaren Bezug zu den Themen der Leitlinie, da es hier nicht um die Empfehlung einzelner Wirkstoffe geht. Andrerseits wären die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit einer Leitlinie zur Multimedikation höher, wenn Autoren mit einer Nähe zur Arzneimittelindustrie nicht beteiligt wären. Daher können wir hier nur 2 Punkte vergeben (die inhaltlich allerdings anders begründet sind, als es die Kategorie vorgibt).

0

Externe Beratung der Leitlinie

Die von der DEGAM verantworteten Leitlinien werden durch sogenannte Paten und die beteiligten Fachgesellschaften beraten, insbesondere durch die Ständige Leitlinienkommission der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM-SLK). Weiterhin gab es einen Praxistest der Leitlinie, an dem 15 Hausärzt*innen teilnahmen. LLW sieht dieses Verfahren als beispielhaft an. Eine Punktvergabe in diesem Kriterium erfordert jedoch den Review über eine öffentlich zugängliche Website.

3

Bonuspunkte für weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Interessenkonflikten

- Verwendung und Bewertung von Quellleitlinien und systematischen Reviews.
- Plurale Zusammensetzung der LL-Gruppe
- Durchgängige Betonung des Prinzips der partizipativen Entscheidungsfindung


Erläuterungen zu den Bewertungskriterien

Gesamtpunktzahl

12

Gut! (11-18)

Achtung! (6-10)

Reformbedarf! (0-5)

Kommentar

Diese wichtige Leitlinie zur Multimedikation orientiert ihre Anwender auf eine zurückhaltende und rationale Arzneimitteltherapie. Inhaltlich besteht somit kein Anhalt für eine Beeinflussung durch Autoren mit einer Nähe zur Arzneimittelindustrie. Während die Entwicklergruppe dieser Leitlinie und die Beteiligten der DEGAM weitgehend frei von IK sind, kommen jedoch aus den weiteren beteiligten Fachgesellschaften etliche Ärzt*innen mit Industriebeziehungen. Die Unabhängigkeit der Leitlinienempfehlungen kann deutlicher gemacht werden, wenn solche Autoren in Zukunft nicht mehr beteiligt werden. Dazu wäre schon in der Rekrutierungsphase eine klare Botschaft der DEGAM an die anderen Fachgesellschaften hilfreich: "Bitte schickt nur unabhängige Experten!" Diese Forderung gründet auf dem 1. Prinzip des Guideline International Network: "Principle 1: Guideline developers should make all possible efforts to not include members with direct financial or relevant indirect COIs."(https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M14-1885). Eine Fachgesellschaft, die keine unabhängigen Fachleute benennen kann, hätte dann den Offenbarungseid geleistet und wäre nicht Teil des Projekts.

Hinweis: Die Bewertung wurde sorgfältig auf der Grundlage der publizierten Leitlinie vorgenommen. Wenn Sie einen Fehler bemerken, können Sie uns unter info@leitlinienwatch.de kontaktieren.