Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patient*innen mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)

Erscheinungsjahr (Stand): 2024

Klassifikation: s3

Registernummer: 018-032OL

Federführende Fachgesellschaft(en):
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)

Weitere beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen: 25

Bewertung durch leitlinienwatch.de

27.04.25


Pkt.

Bewertungskriterium

2

Transparenz

Die Interessenkonflikte (IK) werden mit Firmennamen dokumentiert und durch ein sechsköpfiges Gremium mit Vertretern der AWMF, des Leitlinienprogramms Onkologie und des Instituts für öffentliches Gesundheitswesen der Universität Köln bewertet, dessen Mitglieder mit einer Ausnahme selbst keine IK aufweisen (LL-Report S. 42/43). Die Bewertung der IK findet sich jeweils am rechten Rand der tabellarischen Aufstellung der IK (LL-Report ab S. 47). Die Entscheidungen des Gremiums zu Enthaltungen werden den Mitgliedern der Leitliniengruppe mitgeteilt. Dieses Vorgehen wird detailliert dargelegt. Irritierend ist jedoch der Satz: "Die Erklärung, inwiefern durch die jeweiligen Interessenskonflikte die erforderliche Neutralität für die Tätigkeit als Expert*in in Frage gestellt wurde, erfolgte im Rahmen einer Selbsteinschätzung der Expert*innen." Diese Aussage steht im Widerspruch zu den Regeln der AWMF und zum ansonsten dargelegten Vorgehen bei dieser Leitlinie. Solange keine Klarheit besteht, ob hier eine Selbst- oder Fremdbewertung der IK den Ausschlag gegeben hat oder ein eigentümliches Hybrid, können wir in diesem Kriterium nur 2 Punkte vergeben.

0

Zusammensetzung der Leitlinien-Gruppe

42 von 66 Beteiligten geben finanzielle Beziehungen zur Industrie an. Moderatoren der AWMF und des Leitlinienprogramms Onkologie sowie Methodiker wurden hier nicht mitgezählt. (Leitlinienreport ab S. 47).

0

Unabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden AutorenUnabhängigkeit der Vorsitzenden/federführenden Autoren

Von den insgesamt 20 Koordinatoren, federführenden Autoren und Mitgliedern der Steuerungsgruppe (Angaben dazu in der Langfassung der Leitlinie S.13-17) geben 12 finanzielle Verbindungen zur Industrie an (LL-Report ab S. 47).

1

Enthaltung bei Abstimmungen

Aus drei Gründen ist nicht sichergestellt, dass Beteiligte mit IK sich enthalten haben:
1. Vortragshonorare von Pharmafirmen werden (AWMF-üblich) als geringe IK bewertet, die nicht zur Enthaltung führen,
2. Die Enthaltungsempfehlungen waren nicht verpflichtend, sondern fakultativ: "Die Konsequenz der Enthaltung von bestimmten Empfehlungen wurde den betroffenen Mandatsträger*innen vorab kommuniziert. Bei der Abstimmung der Empfehlungen bestand für die stimmberechtigten Mandatsträger*innen die Möglichkeit der Enthaltung aufgrund eines Interessenkonflikts." (LL-Report, S. 43).
3. Ob es tatsächlich zu Enthaltungen kam, ist nicht dokumentiert.

3

Externe Beratung der Leitlinie

Sechs-wöchiger Review über zwei öffentlich zugängliche Websites mit Benachrichtigung der Fachöffentlichkeit über die Fachgesellschaften und mehrere Verteiler. Vollständige Dokumentation der Änderungsvorschläge und des Umgangs damit (LL-Report ab S. 28).

3

Bonuspunkte für weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Interessenkonflikten

- Systematische Literaturrecherche mit Bewertung der Evidenz nach GRADE sowie Berücksichtigung von GbA-Beschlüssen im Rahmen der frühen Nutzenbewertung (AMNOG),
- Pluralistische Zusammensetzung der Leitliniengruppe mit Beteiligung u.a. von AKdÄ, Netzwerk EbM und Patientenvertretern
- Starker Konsens bei fast allen Empfehlungen


Erläuterungen zu den Bewertungskriterien

Gesamtpunktzahl

9

Gut! (11-18)

Achtung! (6-10)

Reformbedarf! (0-5)

Kommentar

Diese Leitlininie wurde nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin neu bearbeitet. Vorbildlich ist beispielsweise die Einbeziehung der methodisch hochwertigen Nutzenbewertungen des GbA. Die zweite Säule der Vertrauenswürdigkeit, die Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen, erscheint dagegen wenig tragfähig. Zwar wurden die Interessenkonflikte durch ein separates Gremium bewertet. Es bleibt aber unklar, welche Rolle daneben eine Selbstbewertung der Beteiligten spielte und ob es tatsächlich zu Enthaltungen aufgrund von Interessenkonflikten kam. Ein wesentliches Problem ist weiterhin der hohe Anteil von Beteiligten mit Interessenkonflikten. Die koordinierende Rolle des Leitlinienprogramms Onkologie bietet die Chance, schon zu Beginn des Leitlinienprozesses die Fachgesellschaften aufzufordern, finanziell unabhängige Experten zu schicken. Wenn diese darauf antworten müssten: "Wir finden in unseren Reihe keine(n) einzige(n)", käme dies einem Offenbarungseid gleich. Umgekehrt könnte das onkologische Leitlinienprogramm mit einer solchen Reform eine Vertrauenswürdigkeit erlangen, wie es die Stiftung Warentest mit ihren absolut Hersteller-neutralen Produkttests seit ihrer Gründung genießt.

Hinweis: Die Bewertung wurde sorgfältig auf der Grundlage der publizierten Leitlinie vorgenommen. Wenn Sie einen Fehler bemerken, können Sie uns unter info@leitlinienwatch.de kontaktieren.