US-amerikanische Fachgesellschaften: die Pharma-Verflechtungen der Führungsetage

(13.07.2020)

Dass Mitglieder von Leitliniengruppen häufig von eben der Industrie bezahlt werden, deren Produkte sie bewerten sollen, wurde nicht nur durch www.leitlinienwatch.de , sondern auch durch zahlreiche Studien dokumentiert. Aber wie steht es mit den Fachgesellschaften, die diese Leitlinien herausgeben?

Eine Analyse der Open Payments Database, die alle industriellen Zahlungen an US-amerikanische Ärzte offenlegt, zeigt nun das Ausmaß der Verflechtung zwischen der Arzneimittelindustrie und dem Führungspersonal von 10 Fachgesellschaften, die besonders kostenintensive Erkrankungen behandeln. Von den 328 führenden Köpfen hatten 235 (72%) finanzielle Verbindungen zur Industrie. Etwa 20% der Zahlungen gingen direkt an die Ärzt*innen, der große Rest indirekt als Forschungsunterstützung. Die Beträge variierten in einen Dreijahreszeitraum von bescheidenen 212$ für einen führenden Psychiater bis zu stattlichen 518.000$ für einen führenden Onkologen.

Die Autor*innen bemerken, dass Zahlungen in dieser Höhe die Frage nach der Unabhängigkeit und Integrität der gesamten Fachgesellschaft aufwerfen, da das Führungspersonal durch die eigene Haltung die Ausrichtung der gesamten Fachgesellschaft prägt. Zur deutschen Situation liegen noch keine Daten vor, fundamentale Unterschiede zu den USA sind jedoch nicht zu erwarten.