(13.01.2025)
Die Redaktion des arznei-telegramm diskutiert in der Dezemberausgabe eine Problematik wissenschaftlicher Publikationen, die bisher wenig Beachtung gefunden hat (a-t 2024; 55: 103). Grundlage hierfür ist eine im JAMA erschienene Arbeit von Nguyen und Co-Autoren (1). In dieser werden finanzielle Zuwendungen von Arzneimittel- bzw. Geräteherstellern an Peer-Reviewer wissenschaftlicher Zeitschriften dargestellt.
Analysiert wurden die Zahlungen an 1.962 in den USA lizensierte Ärzte, die Begutachtungen für 4 bedeutsame Fachzeitschriften (NEJM, The Lancet, JAMA und BMJ) im Jahre 2022 durchgeführt haben. Deren Zuwendungen waren in der Open Payment Database (https://openpaymentsdata.cms.gov) nachvollziehbar.
In Summe erhielten 58,9% der Reviewer in den drei Jahren vor der Gutachtertätigkeit Zuwendungen von 1,06 Milliarden US$, von denen 1 Milliarde US$ für Tätigkeiten im Rahmen von Forschungsaktivitäten (bei 31,8% der Reviewer) und 64,2 Millionen US$ als allgemeine Zahlungen (bei 54% der Reviewer) deklariert wurden. Letztere wurden unterteilt in u. a. Beratertätigkeit, Vortragshonorare, Lizenzgebühren, Reise-, Essen- und Getränkekosten.
Die einzelnen Gutachter erhielten im Median 7.614 US$ bis zu maximal 43.069 US$ an allgemeinen Zuwendungen und im Median 153.173 US$ bis zu maximal 835.637 US$ für Forschungsaktivitäten. Bei Männern im Vergleich zu Frauen sowie spezialisierteren Ärzt:innen waren beide Zuwendungsformen höher.
Aufgrund der Möglichkeit der Einflussnahme von Reviewern auf Inhalte der Publikationen (2) unterstreicht die Untersuchung die Notwendigkeit einer größeren Transparenz hinsichtlich möglicher finanzieller Interessenskonflikte im Rahmen der Publikationsverfahren wissenschaftlicher Studien. Diese Publikationen bilden ja letztendlich die Grundlage der in den Leitlinien ausgesprochenen Empfehlungen.